SCHWÄBISCHES TAGBLATT: Einstieg in den Kapitalmarkt
Ich habe Ihnen versprochen, ehrlich zu sein und keine Angst davor zu haben, Probleme zu benennen. Deshalb sage ich Ihnen in aller Deutlichkeit: Das deutsche Altersvorsorgesystem fährt gerade an die Wand. In einer alternden Gesellschaft ist das starre Umlageverfahren allein kein verlässlicher Anker mehr. Auch wenn die SPD das weiterhin fleißig auf ihre Wahlplakate schreibt. Immer weniger Beitragszahler müssen für immer mehr Rentner aufkommen – eine Rechnung, die langfristig nicht aufgeht.
Die Rechnung ändert sich auch dann nicht, wenn man Beamte oder andere Berufsgruppen in das System aufnimmt, da auch dort jedes Jahr mehr Empfänger als Beitragszahler dazu kommen. Es muss Schluss sein mit der Politik des „Mir langt´s no naus!“
Auch wenn es kein Allheilmittel ist und wir über Jahre eine Doppelbelastung haben werden, brauchen wir endlich den Einstieg in eine kapitalgedeckte Vorsorge.
Eine langfristige Anlage am Kapitalmarkt und der Zinseszins-Effekt sind ein effektives Gegengewicht gegen die steigenden Kosten des demografischen Wandels. Und ganz nebenbei schieben diese Anlagen auch Investitionen in der Wirtschaft an.
Deshalb fordern wir Freie Demokraten eine echte gesetzliche Aktienrente nach schwedischem Vorbild. Ein Teil der Rentenbeiträge soll in einen unabhängig verwalteten Fonds fließen. Die private Altersvorsorge möchten wir durch ein steuerlich gefördertes Altersvorsorgedepot – das sogenannte „Lindner-Depot“ – stärken. Zudem setzen wir uns für höhere Aktienanteile in der betrieblichen Altersvorsorge ein. Denn wer frühzeitig am Kapitalmarkt investiert, profitiert langfristig von stabilen Erträgen.
Doch es geht nicht nur um Strukturveränderungen bei der Altersvorsorge. Um den Menschen abstrakte finanzielle Konzepte näherzubringen, braucht es bessere finanzielle Bildung. Eine bundesweite Finanzbildungsstrategie, etwa durch ein Pflichtfach „Wirtschaft“ an Schulen, ist aus meiner Sicht daher dringend notwendig. Denn nur wer die Chancen und Risiken versteht, kann abgewogene Entscheidungen treffen.
Im gleichen Zug sollten wir einen Freibetrag auf die Grunderwerbsteuer für die erste selbst genutzte Immobilie einführen. Gerade für Familien sollte dieser Freibetrag pro Kind erhöht werden, da auch Immobilien ein bewährter Bestandteil der Altersvorsorge sind.
Es ist Zeit, die Weichen für eine zukunftsfähige Altersvorsorge zu stellen, denn alles lässt sich ändern. Mehr finanzielle Sicherheit im Alter gelingt nur wenn wir jetzt gemeinsam handeln.
Die Kolumne erschien am 17.01.2025 im Schwäbischen Tagblatt.