SCHWÄBISCHES TAGBLATT: Ich bin bereit
Sommer 2020: Allensbach sieht die FDP bei 4,5 Prozent. Noch als Student stehe ich in Ofterdingen auf dem Hof des Getränkehändlers Fuhrmann und bewerbe mich um die Kandidatur für die FDP im Wahlkreis 290 Tübingen-Hechingen. Der Wiedereinzug in den Bundestag scheint ungewiss. Ein Ergebnis, mit dem es auch für meinen Listenplatz reichen würde, erwartet niemand. Mein Versprechen dennoch mit ganzer Kraft für liberale Politik zu werben, überzeugt die Mehrheit der Anwesenden.
Angetreten sind wir als Freie Demokraten mit dem Anspruch dieses Land zu modernisieren und uns aus der Stagnation der Merkeljahre zu lösen. Es war schlicht zu viel liegen geblieben, bei Infrastruktur und Digitalisierung, aber auch in der Bildung und im Rentensystem konnte es nicht weiter gehen wie bisher.
Am Wahltag hat dieses Programm viele von Ihnen überzeugt. 22.678 Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis, also ganze 14,2 Prozent haben der FDP das Vertrauen ausgesprochen. 16 FDP-Abgeordnete aus Baden-Württemberg zogen in den Bundestag ein. Mit Listenplatz 17 wurde ich damit zum ersten Nachrücker der FDP.
Im April dieses Jahres kam dann der entscheidende Anruf. Michael Theurer wird im Sommer in den Vorstand der Bundesbank entsendet. Damit darf ich Sie nun seit dem 02. September im Deutschen Bundestag vertreten. Doch es wäre Augenwischerei so zu tun, als wäre in Berlin alles in Ordnung. Im Wahlkampf habe ich Ihnen versprochen harte Themen und Probleme anzusprechen. Und bisher wurde auch viel erreicht. So wurde beispielsweise die größte Planungsbeschleunigung seit 30 Jahren umgesetzt und im Steuergesetz wurde dafür gesorgt, dass die Anpassung von Gehältern an die Inflation nicht von der Steuer aufgefressen wird. Gleichzeitig wurde trotz Krisen auf Rekordniveau investiert.
Aber es ist an vielen Stellen immer noch zu wenig. Deshalb sage ich Ihnen klar, die Ampelregierung wird es nach der Bundestagswahl nicht mehr geben. Wir stehen vor einem Herbst der Entscheidungen. Die angefangene Wende bei der Migration und die notwendige Wirtschaftswende, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes voranzutreiben, müssen jetzt kommen. Sowohl die Union als auch die Koalitionspartner müssen dazu ihren Beitrag leisten und Verantwortung für unser Land übernehmen. Was mich betrifft: Ich bin bereit, meine neuen Aufgaben mit der nötigen Entschlossenheit, Verantwortung und voller Tatendrang anzugehen.
Die Kolumne erschien am 26.9.2024 im Schwäbischen Tagblatt