SCHWÄBISCHES TAGBLATT: Plötzlich Bundestag Julian Grünke von der FDP ist mit 29 Abgeordneter
Er war bereit – und doch überrascht. Als im April der Anruf kam, dass der Tübinger FDP-Politiker und Staatssekretär Michael Theurer demnächst seinen Posten in der Bundespolitik räumt und es einen Nachrücker braucht, war die Freude bei Julian Grünke groß – aber auch der Respekt vor der großen beruflichen Veränderung. „Ich habe mit meiner Frau besprochen, dass die gemeinsame Zeit knapper und der Stress sehr viel höher werden wird“, sagt der 29-Jährige: „Aber sie hat gesagt: ‚Du kämpfst dafür seit Jahren, natürlich unterstütze ich dich dabei.“ Ehefrau Clara Grünke ist ebenfalls in der FDP aktiv, kandidierte im Juni etwa bei der Kommunalwahl.
Übers Frühjahr kam eine Zeit des Abwartens auf die Positionierung des heutigen Bundesbankers Theurer – und dann ging es sehr schnell. Erster Arbeitstag im September, in der ersten Sitzungswoche die erste Rede im Bundestag, Thema Umwelt, Wirtschaft, Geld. „Es ist wichtig, am Rednerpult im Bundestag so zu sprechen, dass die Bürgerinnen und Bürger zu Hause es verstehen. Das ist ein Anspruch, der mir auch von Andreas Glück vorgelebt wurde.“
Grünke war rund zwei Jahre lang Mitarbeiter des EU-Abgeordneten Andreas Glück mit Büros in Stuttgart und Straßburg. Er organisierte damals nicht nur Politik in Baden-Württemberg, sondern auch in Betreuungsgebieten in Bayern oder Sachsen. „Eine lehrreiche Zeit“, sagt Grünke. Politisch stand er als „Wingman“ von Glück in der zweiten Reihe, konnte aber lernen. „Dass ich Erfahrung aus einem Parlament habe, hilft mir wahnsinnig, jetzt schnell einzusteigen“, sagt Grünke. Von Glück habe er gelernt, Sachverhalte prägnant zu kommunizieren. „Bei der Arbeit im Parlament wird man manchmal so verkopft, dass sogar politisch Interessierte oft nicht folgen können“, sagt er. Er will auch bei der kommenden Bundestagswahl kandidieren – am Sonntag fällt voraussichtlich die Entscheidung im Wahlkreis. Von den Jungen Liberalen in Baden-Württemberg wurde er bereits am vergangenen Sonntag einstimmig als Spitzenkandidat für den Bundestagswahlkampf 2025 bestimmt.
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